Historie - Jochpassrennen
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Das Jochrennen, das die Geschichte des neuen Jochpasses prägte, wurde am
16. September 1923, mitten in der Inflationszeit, aus der Taufe gehoben – weitgehend zunächst für Motorräder und auf ungeteerter Straße...
Rekapitulieren wir: Auf die ersten Motorrad-Wettbewerbe am Joch folgten die Wagen-Rennen in diversen Klassen, auch mit vielen ausländischen Startern. 1930 etwa hatte Rudi Klein aus München mit seinem Bugatti einen tollen Streckenrekord von 5:35,3 Minuten herausgefahren und Hans Stuck abgelöst. Die derzeit noch bestehende Bestzeit am Joch steht nun bei sagenhaften 3:08,26 Minuten (Schnitt 107,45 km/h) und wurde am 12. Oktober 1986 von dem aus Ammerswil stammenden Schweizer Traktorbauer Fredy Amweg (damals 38) auf einem Martini aufgestellt.
Die Teilnehmer hatten stets zwei Läufe bei Einzelstart zu absolvieren, wobei sie auf einer Länge von 5720 m (rund 100 Kurven) einen Höhenunterschied von 293 m mit einer Steigerung von 5,1 % zu meistern hatten. Der Start war jeweils beim „Letzten Heller“, das Ziel auf 1150 m Höhe am Ortseingang Oberjoch, in der Nähe vom damaligen „Haus Ingeburg“.
In all den Jahren, auch Amerikaner waren dabei, kam es zu zahlreichen hochkarätigen Meisterschaftsläufen, etlichen EM-Läufen und Europa-Finalläufen. 1987 war eine US-Abordnung mit dem legendären Multi-Indianapolis-Sieger Bobby Unser als Betreuer an der Spitze zugegen. Sohn Robert Unser spielte damals eine hervorragende Rolle. In diesem Jahr war das Joch-Rennen in eine inoffizielle Berg-WM eingebunden, die „FISA-Hillclimbs-Challenge“. Das erste Rennen dieser Konkurrenz hatte vorher am berühmten Pikes Peak bei Denver/Colorado stattgefunden, es gewann Walter Röhrl. Es ging am Joch übrigens auch um den Alpen-Donau-Cup.
Unglaublich groß ist der Kreis der Asse, der über die Jahre in Bad Hindelang startete und präsent war. Wer zählt die Titel, nennt die Namen? Unter ihnen waren der spätere Weltrekordler und Europameister Rudolf Caracciola auf Mercedes. Er hatte freilich Pech, nachdem er eifrig trainiert hatte, gab’s einen nicht mehr zu behebenden Motorschaden, so daß das große Duell Stuck – „Karratsch“ entfiel. Mit dabei waren auch ein weiteres Mercedes-As, Europameister Hermann Lang aus Cannstatt, der erwähnte Hans Stuck, Sepp Greger, Christian Danner, Robby Unser, Gaylord Smith, Robert Donner (alle drei USA), Weltrekordler Ernst Henne (ein Allgäuer aus Weiler), der Bergspezialist Leopold Prinz zu Bayern, Gerhard Mitter, Bobby Kohlrausch, Europameister Walter Pedrazza aus Bregenz, Fredy Amweg, der mehrfache Europameister Mauro Nesti aus Italien, Dieter Quester, Marcle Tarres aus Frankreich, die Bobfahrer Hanns Kilian (Sieger von 1929 und Olympischer Teilnehmer) und Stefan Gaisreiter, Peter Stürtz, Herbert Stenger, aus dem Allgäu stammten Manfred Poschenrieder als 17-jähriger (später ein Welt-Europa-As auf der Sandbahn), Lorenz Müller aus Tiefenberg, Rainer Fink aus Immenstadt, Herbert Morent, der BMW-Fahrer und Vorstand Bernhard Lindner aus Blaichach, Heinz Dorr aus Kempten, Richard Martin, das Lindner-Team aus Pfronten, die Abts, die Engstlers, Herbert Schek aus Wangen, die Hindelanger Karl Koller und Heinz Hemeier usw. Als Ehrengäste waren z.B. 1954 der Mehrfach-Weltmeister Werner Haas und Europameister Schorsch Maier zugegen, auch H.P. Müller.
Jedenfalls hat der Haarnadel-Boulevard Hindelang-Oberjoch über rund 75 Jahre gegen die Uhr gigantische Rennen erlebt. Jene, die einst in den zwanziger, dreißiger Jahren auf einer schmalen Piste knapp an Felsen und Abstürzen vorbeijagten, wären schon froh gewesen, wenn sie, wie nach dem 2. Weltkrieg möglich, auf einer verbesserten Fahrbahn nach oben hätten flitzen können. Erst recht heute, wo die Jochstraße anläßlich des Jubliäums 1999 nach den Umbauten geradezu „gemütlich“ gemeistert werden könnte...
Texte Historie / Jochpassrennen: Martin Rief